Donnerstag, 21. April 2016

Was war, was ist




Mohooin meine Lieben,

Es tut mir Leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe, aber ich war mal eben kurz in Neuseeland, Jetsetlife dies das :D Ne Spaß, ich hab nur n bisschen zu viel Gossip Girl geguckt, ihr kennt das. 

Dann ist auch noch etwas passiert, was mich wieder etwas nachdenklich gemacht hat, und zwar habe ich mein altes Tagebuch und Ernährungstagebuch aus meiner Klinikzeit gefunden und ich sag euch was: Für alle, die mich kennen und denken, dass ich zu heutiger Zeit ne Klatsche hab, was durchaus nicht ganz von der Hand zu weisen ist, hat diesen Bullshit von damals noch nicht gehört!
Da stehen dann Sachen drin wie: Konnte heute in der Schule endlich mal einen Apfel essen. Woow, das ist natürlich wirklich von so enormer Bedeutung, dass man das in seinem Tagebuch festhalten muss. Aber halt Stopp, eine andere Sache erwähne ich in dieser Zeit noch besonders häufig: „Habe heute 14 Punkte in Deutsch wieder bekommen…“ „Chemie war heute richtig gut, konnte mich gut beteiligen…“.
Es liest sich wie eine einzige Erfolgsgeschichte, mit Freunden war alles super, mit meinen Eltern habe ich mich laut den Aufzeichnungen super verstanden und dann auf einmal: „Heute ist der Antrag für die Klinik durch.“ Und ich nur so, häää, wie passt das denn da grade rein, wie dumm war ich denn bitte? Hab dann alles nochmal durchgelesen. Ich hatte das Gefühl, die Geschichte von jemand Fremden zu lesen, nicht von mir selbst. Und soll ich euch was sagen, diese Person hat mich wahnsinnig wütend gemacht! Wie dumm muss man sein, wem wollte die eigentlich was vormachen, kurz vor der Klinik, aber nö, mir geht’s richtig gut, deshalb auch dieses super echte Dauerlachen die ganze Zeit.
J Also ich hatte echt n Vollschaden, man kann nur hoffen, dass davon nicht mehr allzu viel übrig geblieben ist. Aber dieses Tagebuch offenbart noch eine Menge lustiger Geschichten, oh man :D

Durch diesen kleinen und ich glaube auch am unlustigsten Blogpost von allen wird aber denke ich nochmal ganz gut deutlich, dass ich mich keineswegs über Menschen stelle, die unter dieser Krankheit leiden, da mein Handeln, mein Alltag, einfach alles, viele Jahre von dieser Krankheit bestimmt wurden. Man verliert das, was einen einzigartig macht: seine Persönlichkeit, also das, was andere Menschen vielleicht auch manchmal als anstrengend empfinden.
Früher war ich glaub ich so mit der umgänglichste Mensch, den man sich vorstellen kann, wobei eine Ausnahme natürlich das Essen betraf. Ich war eigentlich immer in Allem gut, hab meinen Eltern niemals Probleme bereitet (guut, wenn man davon absieht, dass ich kein Bock mehr hatte zu essen), also ich war schon so ein bisschen eine Vorzeigetochter. Dabei habe ich mich aber nie gefragt, ob es eigentlich auch das ist, was ich vom Leben erwarte und ob es mich glücklich macht, ich habe einfach nur für andere gelebt. Ok Leude, ich weiß, das hört sich dramatisch an, fettes Tzorry!
Und auch jetzt höre ich oft genug noch den Kommentar „Waas, das hätte ich nie von dir erwartet, Katja!“ Woow, Wörter reichen nicht aus, um meine Gleichgültigkeit zu diesen Statements auszudrücken. 

Ich möchte keinen dazu ermutigen, irgendwas Verbotenes zutun, aber ich möchte euch eine kleine Geschichte erzählen. Meine damalige Therapeutin zu Schulzeiten (jaa, ich war seit meinem 14. Lebensjahr in Therapie, es tut mir Leid, wenn ich jetzt irgendwelche Menschen verstöre), hat einmal zu mir gesagt: „Katja, hast du eigentlich schon einmal irgendwas Verbotenes getan, bzw. hast du einmal nicht die Regeln befolgt?“ Jetzt würde mir nur dazu einfallen, dass ich die Portionsangaben auf den Verpackungen über Jahre ignoriert habe, wer sollte das denn auch alles essen! Aber sonst? Nein, und das hat mich in dem Moment ehrlich gesagt geschockt, das ist einfach nicht typisch für einen Jugendlichen. Sie meinte dann zu mir, ich soll nächste Woche mal die Schule schwänzen, was ich dann auch getan habe und es war so ein gutes Gefühl, es war ein Gefühl von Freiheit.
Tja, an alle, die mich jetzt kennen und damals nicht, ist schwer zu glauben oder? :D Ich hab in letzter Zeit sehr an diesem Freigeist-Ding gearbeitet, läuft bei mir würde ich sagen! :D
Nur deshalb kann ich über das Ganze jetzt so offen reden, weil ich verstanden habe, dass ich nicht leugnen kann, dass es einmal ein Teil von mir war und in gewisser Hinsicht auch immer noch ist. Früher habe ich immer versucht, das Thema so gut wie es ging zu vermeiden, ich wollte es einfach vergessen durch Verdrängen, dabei habe ich aber nicht gemerkt, dass ich das nur getan habe, weil ich einfach noch nicht ganz loslassen wollte. Man sagt ja immer so schön, jeder Mensch hat seinen eigenen Weg, um mit Problemen fertig zu werden, und ich wollte mir diese Option für alle Fälle offen halten.
Jetzt gibt es dieses Verstecken nicht mehr, jetzt werden Probleme geklärt, wie man es als gesunder Mensch macht: Konfrontation mit dem Problem und ganz wichtig, nicht gleich durchdrehen, manchmal kann es nur besser werden.
Achja, à propos Konfrontation: ein guter Bizeps macht sich immer gut, also schön pumpen gehen, Freunde!

Eure Katja

2 Kommentare:

  1. Hab vorgestern noch auf deinen Blog geguckt, ob ein neuer Eintrag drauf ist und jetzt tadaaaa :) hat mich gefreut mal wieder was von dir zu lesen, erkenne mich in einigen Sachen wieder & freu mich dann, dass es jetzt anders/besser ist. Mach weiter so :) & liebe Grüße

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  2. Und ich freue mich über deine lieben Kommentare, danke dir! :)

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